Johannisloge

"zu den drei Säulen" im Orient Dessau

über uns

Am 07. Juli 1912 wurde in unsere Freimaurerloge erstmals das Licht eingebracht.

Über uns

Am 07. Juli 1912 wurde in unsere Freimaurerloge erstmals das Licht eingebracht. Somit begingen wir im Jahr 2022 das 110-jährige Bestehen dieser brüderlichen Gemeinschaft.

Nach zwei dunklen Zeiten (Verbot während der NS-Zeit sowie in der DDR) wurde 1994 die "Wiederlichteinbringung" stattfinden. Demnach feiern wir in 2024 "30 Jahre Wielichteinbringung".

Hier soll auf diesem Wege eine Würdigung erfolgen, um die Entwicklung unserer Loge innerhalb der Geschichte von Dessau im Lande Anhalt und deren Freimaurerei ins Gedächtnis zu rufen.

Die erste Loge in Dessau gab sich den Namen „Esiko zum aufgehenden Licht“, der an den Stammvater des askanischen Herrscherhauses erinnern sollte. Am 29. September 1875 erfolgte durch die in den preußischen Staaten existierende Große National-Mutterloge "Zu den 3 Weltkugeln“ die Einwilligung, die neugegründete Bauhütte in ihrem Tochterkreis aufzunehmen. Dieser für die Freimaurerei relativ späte Zeitpunkt war der Tatsache geschuldet, dass der bis 1871 regierende Herzog Leopold Friedrich zu Anhalt-Dessau ein strikter Gegner der Freimaurerei war. Dagegen gab es in anderen Teilen Anhalts, die erst ab 1863 diesem Regenten im vereinigten Herzogtum Anhalt unterstanden, bereits offiziell eingeführte Freimaurerlogen. So in Anhalt-Zerbst seit 1783 die Loge „Friedrich zur Beständigkeit“ und in Anhalt-Bernburg seit 1818 die Loge „Alexius zur Beständigkeit“.

Freimaurerische Aktivitäten in Dessau sind aber bereits ab dem Jahr 1821 nachweisbar, die auf hiesige Freimaurer zurückgehen, die den auswärtigen Logen angehörten.

Die Loge „Esiko zum aufgehenden Licht“ wurde in den folgenden Jahren zu einem Sammelbecken vieler lokaler Persönlichkeiten, die einen Querschnitt durch die Dessauer Oberschicht zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende darstellten. Wenn wir heute die Zeit um 1900 aus freimaurerischer Sicht betrachten, ist festzustellen, dass sie in Deutschland zu den produktivsten und fruchtbarsten der freimaurerischen Geschichte gehört. Die Freimaurerei befand sich auf diesem Höhepunkt durch die besondere gesellschaftliche Position, dass es eine Ehre war, diesen Bruderbund anzugehören. So gab es nicht nur in jedem größeren Ort mindestens eine reguläre Bauhütte mit oft einigen hundert Mitgliedern, sondern auch Logenverbindungen, die sich ebenfalls in Großlogen organisierten, jedoch von der traditionellen Freimaurerei nicht anerkannt waren und deshalb als Winkellogen bezeichnet wurden. Eine dieser Gründungen jener Zeit war die des Darmstädters Hemfler, der am 12. Juni 1896 in Berlin die „Allgemeine Brüder-Loge“ (A.B.L.) gründete. Bereits ein Jahr darauf wurde der Sitz nach Leipzig verlegt und danach wechselte mehrfach der Name. Ab dem Jahr 1900 „Matthäi-Logen-Bund“ dann von 1903 bis 1905 jeweils jährlich von „Große Freimaurerloge von Deutschland“ bis zur „Symbolischen Großloge des Schottischen Ritus in Deutschland“.

Eingebunden in diese Situation waren auch Dessauer Freimaurer, die sich am 08. Februar 1901 in der Loge „Matthäus zur sprossenden Eiche“ zusammenschlossen, die ab 1903 den Namen „Ascania zur sprossenden Eiche“ annahm und Mitglied der „Symbolischen Großloge des Schottischen Ritus in Deutschland“ war. 1907 bestand diese Bruderschaft aus 19 Mitgliedern, die ihr Logenheim im Haus des Landschaftsmalers Friedrich Scheil, in der Ballenstedterstraße 24 hatten, der gleichzeitig Schriftführer und Schatzmeister dieser Loge war. Als sich im Jahre 1911 diese Großloge auflöste, entschlossen sich die Brüder, sowie die meisten der noch unter diesem Dach existierenden Logen, sich der regulären „Großen Landesloge von Sachsen“ als Mitglied anzuschließen.

Das bedeutete dann die Geburtsstunde der Loge „Zu den drei Säulen“ i.Or. Dessau, in der am 07. Juli 1912 die Lichteinbringung als 50. Loge im Bestand der „Großen Landesloge von Sachsen“ stattfand. Die urkundlich festgehaltenen Gründungsmitglieder waren August Barth, Wilhelm Ext, Friedrich Funke, Otto Kunik Hermann Meusel, Wilhelm Leuschner, Karl Ränsch, August Spott, Otto Weiße und Heinrich Zerbster. Unter der Hammerführung des Bruders Hermann Meusel, einem Dessauer Kaufmann, fanden die Versammlungen und Arbeiten zunächst in den Räumen der Loge „Esiko zum aufgehenden Licht“ in der Bismarckstraße 26 statt. Das weist bereits auf ein gutes Verhältnis zwischen beiden Dessauer Logen hin, obwohl sie unterschiedlichen Großlogen angehörten. Und tatsächlich ist aus den Unterlagen ein intensives Miteinander festzustellen, das besonders auch durch jeweilige Ehrenmitgliedschaften in der anderen Loge zum Ausdruck kam.

Im Jahre 1919 wird das 1843 vom Dessauer Bauinspektor Alexander Schröter erbaute, und drei Jahre von ihm bewohnte, und später als Offizierskasino dienende Gebäude in der damaligen Leopoldstraße 7 (heute Ferdinand-von-Schill-Straße) durch die Loge „Zu den drei Säulen“ erworben und bis zur Enteignung durch die Nazis im Jahre 1935 als Logenhaus genutzt. Der erste MvSt unserer Loge, Hermann Meusel, ging am 30. Juni 1920 i.d.e.O. ein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit trat dann der Bruder Friedrich Lehrmann, der 1914 in dieser Loge Aufnahme fand, die Nachfolge in diesem Amt bis zum Erlöschen des Lichtes im Jahre 1935 an, da in allen vorliegenden Mitgliederverzeichnissen von 1924/25 bis 1932/33 er immer als Meister vom Stuhl aufgeführt ist. Der am 13. Februar 1869 geborene Bruder Lehrmann wohnte in der Steinstraße 63 und war beruflich als Inspektor der Magdeburgischen Land-Feuer-Sozietät tätig. Es dürfte auch ein wesentliches Verdienst dieses Mannes gewesen sein, dass diese Freimaurerloge eine bemerkenswerte Entwicklung genommen hat und neben der zuerst gegründeten und privilegierteren Loge „Esiko zum aufgehenden Licht“ einen nicht unbedeutenden gesellschaftlichen Stellenwert in der Hauptstadt des Landes Anhalt einnahm.

Nach der politischen Wende wurde am 17. April 1994 mit mehr als 100 besuchenden Brüdern aus den verschiedensten Orienten Deutschlands im Kornhaus Dessau durch Bruder Klaus Horneffer, zug. Großmeister der Grossloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland und Wiedergründungsmitglied der Dessauer Freimaurer-Bruderschaft, in die Loge „Zu den drei Säulen“ erneut das Licht eingebracht. Die erste Hammerführung wurde Bruder Helmut Schlund aus Bremen übertragen. Aktive Freimaurer aus dieser Stadt sowie auch aus anderen westdeutschen Städten ermöglichten in den folgenden Jahren mit viel persönlichem Einsatz eine freimaurerische Tätigkeit in Dessau.

Am 14. September 1997 konnte nach Rückübertragung des Logenhauses und dessen Umbau der neueingerichtete Tempel in der traditionellen Heimstätte dieser Loge eingeweiht werden. Im April 1998 erfolgte die öffentliche Präsentation unseres Logenhauses, indem dieses Haus eine Woche allen Bürgern zum Besuch einer Ausstellung sowie von Vorträgen offen stand. Die Loge „Esiko zum aufgehenden Licht“ ist von der Großloge „Zu den 3 Weltkugeln“ bisher nicht wieder eingesetzt worden. Damit wird gegenwärtig die Freimaurerei in Dessau allein durch die Loge „Zu den drei Säulen“ repräsentiert, die im Maurerjahr 2023/24 aus insgesamt 33 Brüdern besteht.